Die Anwendung von Johannisbrot in Portugal

Das Johannisbrot (alfarroba) ist die Frucht des Johannisbrotbaums (alfarrobeira), den man überall an der Küste Portugals findet, was man meist daran erkennt dass im Herbst schwarze Schoten von einer Länge von bis zu 20 Zentimeter unter den Bäumen liegen. Rund 30 Prozent des Johannisbrotes, das weltweit verwendet wird, kommt heute aus Portugal, dem größten Produzenten der Frucht, die allerdings schwer zu ernten ist, da sie noch auf dem Baum gepflückt werden muss, was bedeutet dass ein Drittel der Kosten auf die Ernte entfallen.
 
Dass gerade Portugal der wichtigste Produzent von Johannisbrot ist, liegt daran, dass die Bäume sehr anspruchslos sind, wenig Wasser benötigen, keine besonderen Ansprüche beim Boden stellen und zudem salzhaltige Luft und salzhaltigen Boden verkraftet. Da der Johnanisbrotbaum keinerlei Frost überleben können, wächst er auch in Portugal nur auf einer Höhe von maximal 500 Meter und dann nur an der sonnigen Seite der Hügel.

Johannisbrot in der Ernährung Portugals
Foto: Herbert Kårlin

Das Johannisbrot wurde seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum kultiviert, kam jedoch erst mit den Mauren nach Portugal, zur Zeit als die Frucht in vielen Ländern bereits ein wichtiges Nahrungsmittel war. Die Ägypter hatten die Frucht noch zum Einbalsamieren der Mumien benutzt und die Römer kauten die Früchte auf Grund des süßen Geschmacks und verarbeiteten die Samen zu Schmuck. Mit den Mauren kam auch das Wort alfarroba nach Portugal, da das Johannisbrot im Arabischen Al-Charrūb bezeichnet wurde.
 
Das Johannisbrot spielt auch heute noch eine große Bedeutung in Portugal, denn Samen, Fruchtfleisch und Johannisbrotmehl werden sowohl in der Lebensmittelindustrie, der Pharmaindustrie, bei Kosmetika und als Tiernahrung verwendet. Und wer sich in Portugal bei Gebäck, Saucen, Schokolade und vielem mehr über einen feinen Beigeschmack wundert, schmeckt mit großer Wahrscheinlichkeit eine der Verarbeitungen von Johannisbrot, das in Portugal oft Süßstoff, aber auch Kakao und Verdickungsmittel ersetzt, wobei diese Produkte auch in Deutschland angewandt werden, allerdings unter dem Lebensmittelkennzeichen E410. In Deutschland, und anderen europäischen Ländern, findet man Johannisbrot oft in Suppen, Süßspeisen, Pudding und Speiseeis.
 
Auch in ländlichen Gebieten Portugals wird das Johannisbrot noch heute frisch, oder auch getrocknet, gegessen oder zu lokalen Produkten verarbeitet.Vor allem in der Algarve findet man Produkte wie den Johannisbrotsaft (cafetã), auch Kaftansaft genannt, den Johannisbrotsirup (xarope de alfarroba), auch als Kaftansirup bezeichnet, den Johannisbrothonig (mel de alfarroba), der oft als Kaftanhonig verkauft wird, und einige alkoholische Getränke auf der Basis von Johannisbrot.
 
Vor allem Kakao und Schokolade wird in Portugal bei Süßwaren sehr häufig durch Johannisbrot ersetzt, da das Fruchtfleisch nahezu 60 Prozent an verschiedenen Zuckerarten enthält, über weitaus weniger Bitterstoffe verfügt als Kakaoprodukte und zudem keinerlei Coffein oder Theobromin enthält und daher gesünder ist als Kakaoprodukte.
 
Ein einziger Johannisbrotbaum bringt im Schnitt 75 Kilogramm Früchte pro Jahr, wobei einzelstehende Bäume unter idealen Umständen sogar einen Ertrag von 250 Kilogramm bringen können, also die Menge, die ein Arbeiter im besten Fall pro Tag ernten kann.