Die portugiesischen Tapas: Petiscos

Wenn man in Portugal auf einer Speisekarte (ementa) Tapas findet, so handelt es sich entweder um ein spanisches Restaurant, oder aber um ein sehr touristisches Restaurant, das seinen Gästen portugiesisch angehauchte, spanische Vorspeisen oder Appetithäppchen bieten will. Die echte portugiesische Küche kennt keine Tapas, sondern bietet statt dessen Petiscos an, ebenfalls Vorspeisen, die jedoch sehr wenig mit den spanischen Tapas zu tun haben, bis auf sehr wenige Ausnahmen.
 
Wenn man in einem portugiesisch-deutschen Wörterbuch das Wort petisco nachschlägt, so wird es in der Regel mit Häppchen, Leckerei oder Leckerbissen übersetzt, was allerdings bei weitem nicht diese Vorspeisen bezeichnet, da in diesem Zusammenhang das Wort Tapas den Gerichten weitaus näher kommt. Auch die petiscos werden oft als Appetithäppchen, gemeinsam mit Freunden, vor dem Essen genossen, zu einem Glas Bier oder Wein, können jedoch auch ein vollständiges Gericht sein.

Die portugiesischen Tapas: Petiscos
Foto: Herbert Kårlin

Das Angebot an Petiscos unterscheidet sich nicht nur von Region zu Region, sondern auch von Restaurant zu Restaurant und von Bar zu Bar. Bevor man daher petiscos bestellt, sollte man einen Blick auf andere Teller werfen oder etwas Portugiesisch lesen können um das Angebot verstehen zu können. In touristischen Gebieten kann man natürlich auch Erklärungen in Englisch erhalten, was im Hinterland nicht unbedingt sicher ist.
 
Petiscos können in Portugal wirklich nur kleine Appetithäppchen sein, zum Beispiel frittierter Tintenfisch, gebratene Zwiebelringe, Oliven oder eine kleine Schale Pommes Frites, aber es kann sich hierbei auch um Gerichte handeln bei denen drei oder vier Schalen problemlos für zwei Personen als Abendessen (jantar) dienen können und Fisch, Käse, Reis oder Bohnen als Basis haben und auf sehr unterschiedliche Weise zubereitet sein können. Wer in ein portugiesisches Kochbuch nach petiscos sucht, wird erstaunt sein dort über 1000 entsprechende Rezepte zu finden.
 
Wie so viele Gerichte der portugiesischen Küche, so sind auch die petiscos keine neue Erfindung, ebenso wenig wie die spanischen Tapas, denn die reichen Römer haben bereits vor 2000 Jahren vor dem Essen zu petiscos gegriffen, was archäologische Funde beweisen, auch wenn man heute die verschiedenen Rezepte nicht mehr kennt und auch nicht mehr weiß wie viel diese wohlhabende Römer gegessen haben. Und auch damals trank man Wein zu diesen Gerichten, genau genommen mulsum, also einen mit Honig vermischten Wein, der warm, und immer vor dem Hauptgericht, getrunken wurde.
 
Die römische Herkunft der petiscos kann man auch dem Wort entnehmen, da es vom lateinischen Wort petere (um etwas bitten, in der Regel um eine Kleinigkeit zu Essen zu bitten) abgeleitet.