Mértola, von der phönizischen Handelsstadt bis heute
Mértola ist heute eine Kleinstadt in der Provinz Alentejo und gehört zum Distrikt Beja und liegt auf einer rund 100 Meter hohen Anhöhe. Von dieser Anhöhe aus blickt man auf die beiden Flüsse Río Oeiras und den Fluss Río Guadiana, die vor knapp 3000 Jahren ermöglichten dass hier die Phönizier eine Handelsstadt gründeten und im XI. Jahrhundert die Mauren Mértola zum Königreich Taifa de Mértola machten.
Ausgrabungen, die ab Ende der 70er Jahre in Mértola erfolgten, konnten belegen dass es hier bereits eine Ansiedlung während der Jungsteinzeit gab, aber die Stadt auch für die Westgoten, die Römer und die Mauren eine große Bedeutung hatte, was die Besucher Mértolas in den Museen und den Ausgrabungsstätten feststellen kann, aber auch dann, wenn man die gesamte Großgemeinde mit seinen kleinen Orten durchstreift.
Der Reichtum Mértolas setzte etwa 750 v. Chr. ein, als die Phönizier, oder möglicherweise auch die Conio, hier Gold, Silber, Zinn und Kupfer verschiffen konnten, da der Hafen hier sehr geschützt lag und den Zugang zum Mittelmeer ermöglichte. Die Mauer und die Amphore, die man heute im Museum von Mértola sehen kann, entstanden gegen das Jahr 500 v. Chr., der ersten Blütezeit der Stadt.
Als die Römer, nach einigen Kämpfen gegen die Lusitaner und die Kelten Mértola eingenommen hatten, erhielt die Stadt den Namen Iulia Myrtilis, die Stadtrechte und der Hafen diente weiterhin dem Export von Metallen, die in der Umgebung abgebaut wurden. Mértola wurde in dieser Zeit nicht nur das Zentrum für die Verteidigung der Römer, sondern hier wurden in den Jahren 83 und 82 v. Chr. auch Münzen geprägt. In keiner Stadt Portugals kann man daher so viele Reste des römischen Reiches finden wie in Mértola.
Auch die Mauren konnten dann die Stadt Mértola mit all ihren Vorteilen übernehmen und erweiterten den von den Westgoten im VI. Jahrhundert begonnenen Turm (Torre de Menagem) der Burg und bauten diese Burg auch weiter aus, die dann im IX. Jahrhundert fertig gestellt wurde. Mit den Mauren erhielt Mértola den Namen Martulah und eine Moschee, die zwar im Jahr 1238, nach der Reconquista, in die Kirche Ingreja de Nossa Senhora da Assunção umgebaut wurde, jedoch noch heute teilweise die Teile der Mesquita enthält. Mit den Mauren kamen nicht nur Feigen und Datteln nach Mértola, sondern es verschwanden auch die Hausschweine, die durch Ziegen und Schafe ersetzt wurden, eine Änderung, die sich noch heute in der portugiesischen Küche zeigt.
Auch wenn Mértola dann 1238, also nach der Reconquista, erneut die Stadtrechte erhielt, so brach der Handel nach Nordafrika ab und die Stadt verlor einen großen Teil ihrer Bedeutung. Mit der Eroberung einiger nordafrikanischer Städte Ende des 15. Jahrhunderts kehrte zwar kurzfristig wieder ein gewisser Reichtum zurück, aber als die beiden Flüsse dann mehr und mehr versandeten und die Handelswege an den Tejo verlegt wurden, verlor Mértola nahezu seine gesamte Bedeutung.
Ab dem 17. Jahrhunderten hatte Mértola nahezu jede Bedeutung verloren und in der Umgebung entwickelte sich eine feudale Landwirtschaft, wovon nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wirklich profitierte. Als dann im Jahr 1858 erneut Kupfer in der nahen Mina de São Domingos gefunden wurde, kamen mit der Industrialisierung auch wieder Arbeitsplätze in die Stadt und Mértola konnte erneut einen Aufschwung erleben, der 1965 sehr abrupt endete, als die Mine unrentable geworden war und endgültig geschlossen wurde.
Nach diesem Ereignis benötigte Mértola eine neue Einkommensquelle, die wiederum die Vergangenheit der Stadt bot, denn dank der Funde aus den unterschiedlichsten, geschichtlichen Epochen konnte man einen kulturellen Tourismus anbieten, den keine andere Stadt Portugals in diesem Umfang bieten kann.
Wenn man nach Mértola fährt, so entdeckt man, zumindest in der Regel, als erstes die Burg Castelo de Mértola, die auf einer Anhöhe liegt, eine Festung, die erstmals im Jahr 440 schriftlich genannt wurde, auch wenn vermutlich nur noch einige wenige Steine aus dieser Zeit nachgewiesen werden können.
Die Kirche Igreja de Nossa Senhora da Anunciação, die auch oft als Igreja Matriz de Mértola bezeichnet wurde, ist die einzige in Portugal erhaltene Kirche , die noch die arabische Architektur aufweist, nach Mekka ausgerichtet ist und nicht mit der Reconquista zerstört wurde.
Die Ruinen der Brücke Ponte Velha de Mértola, die auch als Ponte Branca und als Torre do Río genannt wird, wurde zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert gebaut, also zur Zeit der Mauren. Auch wenn diese Brücke über den Fluss Río Guadiana führt, so handelte es sich hierbei nicht um eine normale Brücke, sondern sie war auch Teil der damaligen Stadtmauer.
Die verschiedenen Kulturen Mértolas kann man heute an Hand von zehn verschiedenen Minimuseen der Stadt entdecken, aber auch bei einem ausgedehnten Spaziergang durch Mértola, was eine optimale Lösung ist und ermöglicht die gesamte Zeit zwischen den Phöniziern und der heutigen Epoche zu entdecken.
Etwas außerhalb von Mértola liegt auch die alte Kupfermine Casa do Mineiro. Auch wenn das Bergwerk als solches geschlossen ist, so findet man dort ein kleines Museum, wo man das Haus eines Arbeiters rekonstruierte und dieses auch als Dokumentationszentrum einrichtete. Auf der Fahrt dorthin, wie auch von den Anhöhen Mértolas aus, hat man auch einen Blick auf die Wälder mit Korkeichen, die noch heute auf traditionelle Weise Flaschenkorken liefern.
Jedes Jahr im Mai kann man in Mértola auch das Islamische Festival (Festival Islámico de Mértola) erleben, das hier jedes Jahr gefeiert wird und tausende von Besuchern anzieht und ein unvergessliches Erlebnis ist.