Die portugiesische Provinz Estremadura
Wenn man heute von der portugiesischen Provinz Estremadura spricht, so benutzt man einen Ausdruck, der zwar in der Umgangssprache noch existiert, jedoch eigentlich vermieden werden sollte, da diese Bezeichnung an die Reconquista und auch an die Militärdiktatur und den Salazarismus erinnert und seit 1976 offiziell nicht mehr existiert.
Die ursprüngliche Provinz Estremadura wird heute als historische Provinz (província histórica), oder auch als natürliche Region (região natural) bezeichnet. Der Name Estremadura wurde von der lateinischen Bezeichnung Extrema Durii (jenseits des Douro) abgeleitet und entstand im Mittelalter (Idade Média), also im 12. Jahrhundert, in den Folgen der Reconquista. Eine alternative Deutung des Wortes Estremadura, die allerdings innerhalb Portugals selten ist, geht davon aus dass sich das Wort vom italienischen Wort extremus (Randgebiet) ableitet, da die Estremadura im 12. Jahrhundert das Grenzgebiet zu den Mauren (Mouros) war, nachdem Alfonso Henriques, mit Hilfe des Templerordens, dieses Gebiet erobert hatte und in Pombal eine Grenzbefestigung errichtet hatte.
Die historische Provinz Estremadura setzt sich, mehr oder weniger, aus den Distrikten Lissabon (Distrito de Lisboa), Santarém und Leiria zusammen, wobei sich die Grenzen jedoch im Laufe der Jahrhunderte immer wieder änderten, bis die ursprüngliche Region Estremadura im 19. Jahrhundert dann aufgelöst wurde, beziehungsweise ihre administrative Rolle verlor.
Als in den 30er Jahren die Militärdiktatur des Generals Gomes da Costa vom stark rechts orientierten Estado Novo (Neuer Staat) ersetzt wurde, der geschichtlich auch oft Salazarismus bezeichnet wird, kehrte António de Oliveira Salazar zur Einteilung in Provinzen zurück, auch wenn die neuen Grenzen der Estremadura nicht mehr den ursprünglichen Grenzen entsprachen, die Provinz Estremadura sogar größer wurde. Erst im Jahr 1958 verlor die Estremadura dann erneut seine administrative Bedeutung und die heutige Einteilung Portugals in Distrikte trat in Kraft.
Dennoch blieb die Estremadura noch, ohne jede politische Bedeutung, bis zur Konstitution des Jahres 1976 ein fester Begriff in Portugal. Seit diesem Jahr wird das Wort Estremadura nur noch umgangssprachlich benutzt, hat jedoch einen etwas negativen Beigeschmack, den allerdings sehr viele englischsprachige Reiseführer weiterhin benutzen.
Der Provinzname Estremadura ist heute bisweilen auch noch bei Exportweinen Portugals zu finden, vor allem in Spanien, Großbritannien und Deutschland, obwohl man hierbei heute von Wein aus Lisboa (Lissabon) sprechen muss, da auch in diesem Bereich der Provinzname Estremadura nicht mehr benutzt werden soll und die Weinbaugebiete im Distrikt Lissabon liegen.