Pombal, die Stadt der Tempelrittern
Die Kleinstadt Pombal gehört zum Distrikt Leiria, der wiederum in der Region Zentralportugal (Centro) liegt, und trotz seiner Bedeutung, in vielen Reiseführern Portugals, die als Buch erscheinen, einfach vergessen wird, möglicherweise weil Pombal erst 1991 die offiziellen Stadtrechte erhielt. Vielleicht aber auch weil Pombal 1174 von Dom Gualdim Pais, einem großen Meister des Templerordens (Ordem dos Templários) gegründet wurde, der auch den Bau der dortigen Burg beauftragte, aber bei der katholischen Kirche in Ungnade fiel.
Dass der Templerorden Pombal als eines ihrer Zentren wählte, lag vermutlich daran dass man hier bereits eine kleine römische Befestigung vorfand, denn Archäologen konnten hier, unter anderem, Münzen finden, die auf eine kleinere Ansiedlung der Römer hinweisen, und sie fanden bei Ausgrabungen auch Gegenstände, die belegen dass bereits zur Jungsteinzeit hier erstmals Menschen lebten. Fossilienfunde des Jahres 2022 weisen sogar darauf hin dass hier einst die größten Saurier existierten. Die Rolle der Mauren, die im allgemeinen römische Orte übernahmen und aufrecht hielten, ist in Pombal umstritten, zumal sicher ist dass die Stadt zu jener Zeit kaum eine Bedeutung hatte.
Es war auch kein Zufall dass der Templerorden gerade hier eine Festung baute, denn sie hatten, zu Beginn der Reconquista, vom späteren, ersten portugiesischen König Alfonso Henriques den Auftrag erhalten dieses, von Henriques eroberte Gebiet, gegen die weiter südlich herrschenden Mauren zu verteidigen und die Grenze zu befestigen. Obwohl die Umgebung Pombals bis dahin kaum besiedelt war, so erhielt das neu gegründete Pombal auf diese Weise bereits 1181 erstmals die Stadtrechte.
Nach der endgültigen Vertreibung der Mauren aus dem portugiesischen Gebiet verlor Pombal seine Bedeutung und erst 1509, als der König Dom Manuel I. (Manuel I.) durch Pombal reiste, begann sich die Stadt wieder zu entwickeln, da Manuel I. von Pombal begeistert war und den Wiederaufbau der Burg beauftragte, zum Sitz des Bürgermeisters machte und über dem neuen Portal, das Richtung Stadt führte, das Wappen Pombals anbringen ließ. Im Jahr 1512 erhielt die Stadt dann zum zweiten Mal die Stadtrechte.
Zwischen 1777 und 1782 ließ sich dann Sebastião José de Carvalho e Melo, der als Marquéz de Pombal bekannt wurde und der bedeutendste Politiker Portugals des 18. Jahrhunderts war, in Pombal nieder und setzte sich erneut für die Entwicklung der Stadt ein, baute Straßen und Brücken, modernisierte die heutige Altstadt und schuf dort Arbeitsplätze, so dass sich die Bevölkerung dort sehr schnell vermehrte.
Nur 30 Jahre später kamen dann jedoch bereits die Truppen Napoleons nach Pombal und legten dabei die Stadt weitgehend in Schutt und Asche und, noch bevor sich Pombal vom französischen überfall erholen konnte, kam die Cholera nach Pombal und verursachte so viele Tote dass man bei Pombal kaum noch von einer Stadt reden konnte.
Erst Ende des 20. Jahrhunderts konnte sich Pombal dann wieder vollständig erholen, als Straßen zu anderen Zentren Portugals gebaut wurden, Häuserkomplexe entstanden und sich mehr und mehr Industrieunternehmen hier niederließen und große Kaufhäuser ihre Waren anboten. Heute ist Pombal zwar noch keine sehr touristische Stadt, aber dennoch die sich im Distrikt Leiria am schnellsten entwickelnde Stadt und eine der reichsten Städte der Umgebung.
Für Portugiesen ist Pombal allerdings auch aus anderen Gründen bekannt, denn hier wurden einige der bedeutendsten Personen des Landes geboren, oder wuchsen hier auf, zum Beispiel die Schriftstellerin und Poetin Maria Madalena de Martel Patrício, die die Tochter einer adeligen Familie aus Pombal war und die erste weibliche Schriftstellerin Portugals war, die insgesamt 14 Mal für den Nobelpreis der Literatur nominiert wurde. João de Barros, der erste Geschichtsschreiber Portugals und der Pionier der portugiesischen Grammatik wurde in Pombal geboren und hat eine einheitliche portugiesische Sprache geschaffen. Auch der Politiker und Jurist Carlos Alberto Mota Pinto wurde in Pombal geboren und ist einer der Gründer der PPD (Partido Popular Democrático). Der in Pombal geborene Mediziner Amadeu da Cunha verfasste mehrere wissenschaftliche medizinische Werke und betätigte sich auch als Schriftsteller. Und auch die Schauspielerin und Fernsehpräsentatorin Carolina Loureiro wurde in Pombal geboren und ist den Portugiesen aus Fernsehfilmen und Fernsehserien bekannt, wie auch die in der gleichen Stadt geborene Fadosängerin Tânia Pataco.
Das älteste und beeindruckendste Gebäude Pombals ist die auf einer Anhöhe liegende Burg Castelo de Pombal, die von den Tempelrittern auf den Ruinen einer kleineren römischen Festung errichtet wurde, und im Laufe der folgenden Jahrhunderte mehrmals restauriert, und auch umgebaut wurde. Die Burg wurde bereits 1910 zum Nationalmonument Portugals erklärt.
Die Kirche Igreja de Nossa Senhora do Cardal wurde im 17. Jahrhundert vom Conde de Castelo Melhor in Auftrag gegeben, in rein barockem Stil erbaut und ist noch heute das Ziel der großen Prozession anlässlich den Festas do Bodo. In dieser Kirche lag auch Marqués de Pombal zwischen 1782 und 1856 begraben, bevor der Tote dann nach Lissabon (Lisboa) überführt wurde.
Das Museu de Arte Popular wurde 1948 gegründet und befindet sich i heutigen Kulturzentrum (Centro Cultural) Pombals. In diesem Museum findet man rund 2000 Gegenstände unterschiedlicher Art, die der Populärkunst der gesamten Region entstammen und damit einen Einblick in die Kulturgeschichte und das Kunsthandwerk Zentralportugals (Centro) ermöglichen.
Das Museu Municipal Marqués de Pombal ist vor allem dem Politiker Marqués de Pombal gewidmet. Allerdings findet man dort nicht nur Werke, Manuskripte und anderes Eigentum des Politikers, sondern auch Möbel, Gemälde und weitere Gegenstände, die aus dem 18. Jahrhundert stammen, also aus der Zeit des Politikers.
Die Festas do Bodo, die jeweils sechs Tage dauern, finden in der Woche statt die den letzten Sonntag im Juli einschließen. Da es sich bei diesem Fest um eines der größten Feste der Gegend handelt, also sämtliche kulturelle und religiöse Traditionen beinhaltet, ist Pombal in dieser Woche auch ein touristischer Magnet für die gesamte Gegend.