Der römische Tempel von Évora

Der römische Tempel von Évora (Templo Romano de Évora), der bis heute oft fälschlicherweise auch als Templo de Diana bezeichnet wird, liegt an der höchsten Stelle der Stadt Évora und wurde ab dem 1. Jahrhundert vermutlich unter dem römischen Kaisers Augustus begonnen. Genau genommen war dieser Tempel das Zentrum der von den Römern (Romanos) gegründeten Stadt Évora, das sogenannte Forum, und wurde von anderen Gebäuden, einem Wasserreservoir und anderem mehr umgeben. Der Ausgang dieses Gebietes zur restlichen Stadt erfolgte über einen Triumphbogen.
 
Der Templo Romano de Évora ist nicht nur das bekannteste historische Gebäude der Stadt Évora, sondern gleichzeitig auch das einzige bedeutende, erhaltene Symbol aus der römischen Epoche in Portugal, das sicher auch dazu beigetragen hat dass die Altstadt Évoras von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Der römische Tempel in Évora
Foto: Herbert Kårlin

Beim römischen Tempel in Évora handelt es sich um ein typisches, religiöses Gebäude der römischen Epoche, die alle eine sehr ähnliche Architektur aufweisen. Als der bedeutendste und am besten erhaltene Tempel dieser Art gilt das Maison Carrée i französischen Nîmes. In Évora sind, außer dem Fundament, dem sogenannten Podium, leider nur noch 14 Säulen und mehrere Frise erhalten. Bei diesen Säulen handelt es sich um eine griechisch-römische Ordnung, die auch als korinthische Ordnung bezeichnet wird.
 
Der Templo Romano de Évora wurde weitgehend aus Material der Umgebung gebaut, was man noch heute feststellen kann. Das wichtigste Material war Granit, der aus der Umgebung der Stadt kommt und Marmor, der in Vila Viçosa und teilweise auch in Estremoz abgebaut wurde und mit dem Marmor aus dem italienischen Carrara verglichen wird, sowohl was die Farbe, als auch was die Qualität betrifft. Bereits im 4. Jahrhundert wurde der Tempel dann, beim Abzug der Römer, sich selbst überlassen, wobei sich um diese Zeit auch der christliche Glaube immer mehr im Alentejo ausbreitete und der Tempel damit jede Bedeutung verlor.
 
Als im 5. Jahrhundert die Barbaren (Bárbaras) in Évora einzogen, wurde der Templo Romano de Évora weitgehend zerstört und lag bis zum Jahr 716 als Ruine im Zentrum der Stadt. Als jedoch 716 die Mauren (Mouros) Évora übernahmen, bauten sie den römischen Tempel in eine Mesquita um, behielten jedoch hierbei die ursprüngliche römische Struktur und auch einen Teil der Änderungen, die bereits die Westgoten (Visigodos) geschaffen hatten. Die nächsten Veränderungen sollten dann das Jahr 1165 mit sich bringen, denn in diesem Jahr kam die Reconquista mit Geraldo Geraldes (Geraldo der Furchtlose) und seiner Privatarmee nach Évora, was das Ende für nahezu die gesamte arabische Kultur mit sich brachte. Der Templo Romano de Évora wurde daher unmittelbar in eine Kirche verwandelt.
 
Während der folgenden Jahrhunderte, insbesondere nachdem die Kathedrale in Évora (Sé de Évora) im Jahr 1204 eingeweiht worden war, kümmerte sich niemand mehr um den Erhalt des Tempels und er wurde für unterschiedlichste Zwecke benutzt, als Schatzkammer für die Festung, als Lager, und schließlich sogar als Schlachthaus, das dann bis 1836 in den Tempelräumen eingerichtet war, als der damalige Gouverneur entschied dass ein römischer Tempel nicht für diese Zwecke gedacht war.
 
Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten wurde der Templo Romano de Évora dann nicht nur restauriert, sondern es wurden auch alle Elemente des Baus entfernt, die nicht bereits zur Zeit der römischen Herrschaft existierten, so dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ruine in der heutigen Form wieder auferstanden war und im Jahr 1910 zum Nationalmonument erklärt wurde. Im Oktober 1946 wurde dann, anlässlich der Mocidade Portuguesa Feminina (Weibliche Jugend Portugals), noch eine katholische Messe im Templo Romano de Évora abgehalten, was das Bauwerk wieder in ganz Portugal bekannt machte.
 
Die Ausgrabungen im Forum beim Templo Romano de Évora setzten allerdings fort, und sind bis heute nicht vollständig abgeschlossen. Insbesondere im Jahr 1990 wurden bei einer der Ausgrabungen bedeutende Funde gemacht, die sehr viele bis dahin noch offene Fragen klären konnte. Unter anderem wurden Teile von Skulpturen, eine Patera (Trinkgefäß), einige andere Behälter und auch Reste von Mosaiken des ursprünglichen Bodens des Tempels gefunden. Die bisher letzten Ausgrabungen des Jahres 1996 konnten weitere Informationen zum Forum in Évora liefern und einen Idee dazu geben welche Art von Gebäuden dort lagen, wo die Zugänge zum Forum zu finden waren und anderes mehr.
 
Der Templo Romano de Évora ist rund um die Uhr geöffnet, kann jedoch nicht betreten werden.
 
Kontakt:
+351 266 777 071
postodeturismo@cm-evora.pt
 
Eintrittspreis: kostenlos (2023)