Évora, eine der ältesten Städte Europas

Die Stadt Évora, die gleichzeitig die Hauptstadt des Distriks Évora ist, zählt gegenwärtig, ohne die zugehörigen Kleingemeinden, rund 47.000 Einwohner und ist Mitglied des Rede Cidades Europeias mais Antigas, also dem Netz der ältesten Städte Europas. Évora ist auch die, geographisch gesehen, fünftgrößte Großgemeinde Portugals, was dazu führt dass Évora auch das die Hauptstadt des Alentejo bezeichnet wird.
 
Das historische Zentrum Évoras wird, auf Grund seiner zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten, auch als Museums-Stadt bezeichnet und gehört seit 1986 zum Património Mundial pela UNESCO, also dem UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ebene Évoras hat sich, dank ihres Mittelmeerklimas, auch zur landwirtschaftlichen Getreidekammer entwickelt, wobei man natürlich gleichzeitig Weinberge und Olivenplantagen in der Umgebung Évoras findet. Die Stadt Évora ist der Sitz des Erzbistums Évora und verfügt zudem über die zweitälteste Universität Portugals, die einst von den Jesuiten gegründet wurde.

Evora, die römische Stadt des Alentejo
Foto: Herbert Kårlin

Der Anta do Zambujeiro (Hühnengrab von Zambujeiro) und der Cromeleque dos Almendres (Steinkreis von Almendres) beweisen dass die Umgebung von Évora bereits vor 5000 Jahren bewohnt war und selbst das in der Nähe liegende Castelo de Giraldo (Burg von Giraldo) wurde nachweislich bereits zwischen 3000 und 1000 v. Chr. bewohnt, und Ausgrabungen beweisen dass auch die Stadt Évora bereits lange vor der Ankunft der Römer besiedelt war, selbst wenn diese Zeit und die Bedeutung des damaligen Ortes bisher nicht eindeutig festgelegt werden können.
 
Auch wann die Römer (Romanos) erstmals in Évora, das sie Eboracum nannten, ankamen ist nicht nachgewiesen, obwohl sicher ist dass die Römer bereits ab etwa 200 v. Chr. das Alentejo besiedelten. Sicher ist dagegen dass gegen Christi Geburt die Römer Évora in die Provinz Lusitania eingliederten wurde und um diese Zeit auch der Templo Romano de Évora (römischer Tempel von Évora) begonnen wurde. Im dritten Jahrhundert erbauten die Römer dann auch die Stadtmauer, die noch heute teilweise erhalten ist.
 
Welche Stellung Évora unter den Westgoten (Visigodos) einnahm, blieb bis heute im Dunkeln, so dass die Geschichte der Stadt erst mit der Ankunft der Mauren (Mouros) im Jahr 715 fortsetzt, die Évora den Namen Yabura gaben. Die Mauren brachten Évora eine bedeutende wirtschaftliche Macht, sie erneuerten, reparierten die Stadtmauer und der römische Tempel wurde in eine Mezquita verwandelt.
 
Im September 1165 eroberte dann Geraldo sem Pavor (Gerald ohne Furcht), mit der Unterstützung des Ritterordens von Avis, im Rahmen der Reconquista in Évora. In dieser Zeit wurde auch die Stadtmauer verstärkt, erhielt weitgehend ihr heutiges Aussehen und die Stadt erhielt die Marktrechte. Ab dieser Zeit wurden dann auch die Könige Portugals in Évora gewählt, was der Stadt ein bedeutendes Prestige verlieh, wobei dies auch dazu führte dass sich hier rste Künstler und Wissenschaftler niederließen.
 
Im 13. Jahrhundert begann man mit dem Bau der Kathedrale von Évora (Sé Catedral de Évora), die damals die größte und bedeutendste Kathedrale Portugals war. Innerhalb nur eines Jahrhunderts wurden auch mehrere Klöster gegründet und, außerhalb der Stadtmauer, siedelten sich zahlreiche Juden an, die sehr häufig aus Spanien kamen, jedoch ab Ende des 15. Jahrhunderts auch in Portugal verfolgt wurden.
 
Im Laufe des 16. Jahrhunderts gründeten die Jesuiten in Évora die zweite Universität Portugals und mehrere Schulen, was wiederum dazu führte dass sich die Stadt in ein wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Portugals verwandelte und ein Zentrum des humanistischen Denkens des Landes.
 
Im Jahr 1759 verlor Évora jedoch seine Bedeutung, als Marqués de Pombal die Jesuiten aus Portugal vertrieb und die Universität auflöste, damit also auch Dichter, Künstler und Wissenschaftler die Stadt verließen. In dieser Zeit wurden die heute bedeutendsten Gebäude Évoras umgebaut oder auch völlig neu gebaut, was den Manierismus nach Évora brachte, was damit auch ein Symbol Portugals schuf, das die allgegenwärtigen Azulejos noch heute zeigen.
 
Im 19. Jahrhundert zerstörten Stadtplaner den stilistischen Reichtum der Stadt in großen Zügen und einige der bedeutendsten historischen Bauten der Stadt wurden abgerissen, unter anderem auch Klöster und Kirchen. Es entstanden Wohngebiete, aber auch das Gebäude der Banco de Portugal und das Teatro Garcia de Resende. Glücklicherweise wurde bei dieser Modernisierung der Innenstadt, die bis zum Beginn des 20. Jahrhundert andauerte sowohl die Stadtmauer, als auch der römische Tempel, die Kathedrale und einige andere Gebäude erhalten, so dass sich die UNESCO entschied die Altstadt als Património Comum da Humanidade zu erklären.
 
In der Altstadt von Évora findet man heute mehr historische Monument unterschiedlicher Epochen als in jeder anderen Stadt Portugals, Lissabon ausgenommen, die alle einen Besuch wert sind, insbesondere wenn man auch die geschichtlichen Zusammenhänge versteht, da man sonst den Kunstschatz teilweise nicht bewerten kann.
 
Der Templo romano de Évora (römischer Tempel von Évora) befindet sich im Zentrum des ehemaligen römischen Forum der Stadt und wurde bereits zur Zeit des Kaisers Augustus gebaut, also gegen die Zeit der Geburt von Christus oder in den darauf folgenden Jahren. Fälschlicherweise wir dieser Tempel noch heute oft als Templo de Diana bezeichnet.
 
Die Stadtmauer Évoras, die noch heute in großen Teilen erhalten ist, wurde bereits im 7. Jahrhundert unter den Westgoten (Visigodos) begonnen, woran noch der Torre de Sisebuto erinnert. Auch wenn die Stadtmauer ab dieser Zeit immer wieder restauriert und erweitert wurde, so bekam sie ihr heutiges Aussehen erst zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert.
 
Die Kathedrale in Évora (Sé Catedral de Évora) wurde im 13. und 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut, wobei sich der Baumeister dabei von der Kathedrale in Lissabon (Lisboa) beeinflussen ließ. Als die Kathedrale fertig gestellt war, wurde direkt im Anschluss auch ein Kloster errichtet, das heute über die Kathedrale erreicht werden kann.
 
Die Capela dos Ossos (Kapelle der Gebeine) liegt neben der Kirche Igreja de São Francisco und wurde bekannt dafür dass die Innenwände dieser Kapelle mit etwa 5000 menschlichen Schädeln und Knochen verziert ist, die vermutlich den verschiedenen Friedhöfen Évoras entstammen. Die Capela dos Ossos wurde im 17. Jahrhundert im heutigen Stil erbaut.
 
Die Kirche Igreja de Santo Antão wurde im 16. Jahrhundert vom damaligen Erzbischof in Évora erbaut, und zwar auf der vorherigen Einsiedelei, die Santo Antoninho gewidmet war. Besonders sehenswert ist der Altar mit den aus Marmor des Alentejo geschaffenen Aposteln, der vergoldeten Altar und das Gemälde der Seelen.
 
Die Einsiedelei Ermida de São Brás befindet sich außerhalb der Stadtmauer Évoras, wobei der Bau von König João II im Jahr 1480 beauftragt wurde. Dass die Einsiedelei außerhalb der Stadtmauer liegt, hängt damit zusammen dass São Brás der Schutzheilige jener ist, die Opfer einer Epidemie waren, in jener Zeit in den meisten Fällen also an der Pest erkrankten. Im Inneren der Einsiedelei findet man Azulejos des 16. Jahrhunderts.
 
Die Kirche Igreja de São Francisco wurde ebenfalls im Auftrag des Königs Dom João II erbaut und gilt als architektonische Wunder Évoras, da diese Kirche mehrere Baustile vereint und nicht nur den gotischen und den maurischen Stil vereint, sondern auch den prunkvollen Manuelinik aufweist, einen Baustil, den man nur im Portugal des 16. Jahrhundert findet.
 
Der Palácio Cadaval, der auch als Palácio da Torre das Cinco Quinas genannt wird, befindet sich gegenüber den Ruinen des römischen Tempels und wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts für Martim Afonso de Melo erbaut. In diesem Gebäude wohnten mehrere Könige Portugals und es kann heute als kulturelles Zentrum der Stadt betrachtet werden, in dem auch ganze Wände mit portugiesischen Azulejos bedeckt sind.
 
Das Convento dos Lóios wurde Mitte des 15. Jahrhunderts auf einem Teil der heute verschwundenen Festung Castelo de Évora errichtet und wurde mittlerweile in ein Hotel verwandet, ohne dass indes die historischen Teile des Gebäudes zerstört wurden. Wie schon die Igreja de São Francisco, so verschmelzen auch hier drei Baustiele, die sich über die Renaissance, die Gotik und die portugiesische Manuelink erstrecken.
 
Das Museu de Évora (Museum von Évora) wurde im Jahr 2009 vollkommen restauriert und verfügt über rund 20.000 Ausstellungsstücke, die von der römischen Epoche bis zum 18. Jahrhundert reichen. Als Glanzpunkt des Museums gilt eine vierflügeliges Retabel aus dem 15. Jahrhundert. Auch das Museum von Évora liegt am ursprünglichen römischen Forum, also im Zentrum der Altstadt.
 
Die alte Universität in Évora (Universidade de Évora) wurde nur wenige Jahre nach jener von Coimbra von den Jesuiten gegründet und begann im Jahr 1559 mit dem Unterricht. Évora wurde als Sitz der zweiten Universität Portugals gewählt, weil man auch im Süden des Landes eine entsprechende Ausbildung bieten wollte, wobei hier alle damaligen Studienfächer studiert werden konnten, ausgenommen Medizin und Recht, Fächern, die weiterhin nur in Coimbra studiert werden konnten.
 
Der Palácio de Dom Manuel wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut und vereint mehrere Baustile, angefangen vom maurischen, über den gotischen, die Renaissance bis zum portugiesischen Manuelik. Das Gebäude wurde nicht nur dadurch bekannt, dass hier mehrere Könige wohnten, sondern auch deshalb, weil hier Vasco da Gama das Kommando für seine Entdeckungsreise nach Indien übergeben wurde.
 
Die Fundação Eugénio de Almeida wurde 1913 von Vasco Maria Eugénio de Almeida, einer der bedeutenden und reichsten Familien Portugals gegründet und bietet den Besuchern nun ständig neue Ausstellungen moderner Kunst Portugals, ist aber gleichzeitig ein Kulturzentrum Portugals. Die Stiftung spielt auch eine wichtige Rolle als pädagogisches Zentrum moderner Kultur.
 
Bei einem Bummel durch den Jardim Püblico de Évora, der Stadtpark der Stadt entdeckt man mehrere historische Monumente, und auch Teile der Stadtmauer, von den unterschiedlichsten Pflanzungen und den Pfauen, die eine Teil der Anlage beleben, abgesehen, auch die Ruínas Fingidas (Falschen Ruinen) Évoras. Diese wirklichkeitsnahen Ruinen entstanden, wie auch der Park, Mitte des 19. Jahrhunderts und bestehen aus Steinen der unterschiedlichsten Epochen, die in Évora gefunden wurden, also Teile der langen Geschichte der Stadt ausmachen.
 
Ein weiteres, sehr interessantes Bauwerk in Évora macht das Aquädukt aus, das Aqueduto de Água de Prata, das mittlerweile vollständig in die moderne Stadt integriert wurde. Das sehr beeindruckende Aquädukt ist zu großen Teilen erhalten und sorgte über Jahrhunderte hinweg für das Trinkwasser aller Bewohner. Das Aqueduto de Água de Prata ist seit 1910 als Nationalmonument anerkannt.