Tavira, von der Handelsstadt zu einem Badeort

Die Stadt Tavira liegt gerade einmal 23 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt und wird daher von vielen Portugal-Reisenden nur als Einstieg zu Portugal gesehen, auch wenn der Tourismus während der letzten Jahre auch hier sehr stark angestiegen ist, nicht zuletzt deswegen, weil der herrliche, über zehn Kilometer lange Sandstrand auf der Insel Praia da Ilha de Tavira mittlerweile sehr gut erreicht werden kann, sowohl mit der Fähre als auch zu Fuß.
 
Die Stadt Tavira gehört mit zu den ältesten Städten Portugals und wurde bereits von den Phöniziern, oder auch der Karthagern, gegründet, wobei die Römer nur ganz in der Nähe, in Santa Luzia, dann auch einen Friedhof hatten, in dem man die einzige in Portugal noch vorhandene griechische Inschrift fand, die darauf hinweist dass es hier etwa 400 v. Chr. Bereits eine griechische Kolonie gab. Auf Grund ihrer geografischen Lage wurde Tavira im Laufe der Geschichte von den Westgoten, den Römern und den Mauren erobert bis sie mit der Reconquista schließlich auch Kämpfe zwischen Portugiesen und Spaniern erlebte.

Die römische Brücke in Tavira
Foto: Herbert Kårlin

Als Tavira dann im Jahr 1520 die Stadtrechte erhielt, begann der Aufschwung der Stadt, denn Tavira erhielt gleichzeitig das Rechte Fische überall in Portugal verkaufen zu dürfen und das alleinige Recht Korallen zu ernten und Wale zu fangen. Da sich damals in Tavira auch der größte Hafen der Algarve befand, wurden hier auch große Teile der Waren aus portugiesischen Kolonien gelöscht und es entstand zudem ein reger Handel mit Wein, Salz, Trockenfisch und getrockneten Früchten.
 
Der Untergang Taviras begann jedoch bereits 1755 mit dem großen Erbeben, das nahezu die gesamte Stadt zerstörte, unter anderem auch die auf einer Anhöhe liegende Burg (Castelo de Tavira). Obwohl die Regierung, unter Marqués de Pombal, sehr viele Geld in den Wiederaufbau Taviras investierte, so machten andere Probleme die Erholung des damaligen Zentrums der Algarve unmöglich.
 
Der Fluss Rio Gilão versandete zu jener Zeit und erschwerte die Schifffahrt, die Menge der Fische vor der Küste ging zurück, und im Laufe des 20. Jahrhunderts verschwand auch der Thunfisch, wenig später auch die Sardinenschwärme. Tavira benötigte daher Ende des 20. Jahrhunderts eine neue Einkommensquelle, die man im Tourismus fand.
 
Die touristische Entwicklung verdankte Tavira vor allem der vor der Stadt liegenden Insel Ilha de Tavira, eine ursprüngliche Düne, die einen 12 Kilometer langen Sandstrand bot. Während es über Jahre hinweg vor allem Portugiesen waren, die hier ihren Sommerurlaub verbrachten, kommen nun auch vermehrt ausländische Touristen nach Tavira um dann jeden Tag auf die Insel zum Baden zu kommen, oder auch um Tavira als Ausgangspunkt für Ausflüge zu nehmen.
 
Wer die Entwicklung Taviras wirklich entdecken will, sollte auf jeden Fall das städtische Museum Museu Municipal de Tavira besuchen, das, genau genommen, aus zwei Museen besteht und eine Mauer enthält, die von den Phöniziern etwa 800 v. Chr. erbaut wurde, aber auch einen Altar, der dann im 4. Jahrhundert v. Chr. gebaut wurde. Auch der Epoche der Mauren ist in diesem Museum eine eigene Abteilung gewidmet. Hierbei ist zu bemerken, dass man die Werke der Mauren nur noch in den Museen in Tavira und jenem in Mértola in der benachbarten Region Alentejo finden kann.
 
Die sogenannte römische Brücke (Ponte Romana) in Tavira über den Fluss Rio Gilhão besteht aus sieben Bogen und wurde ursprünglich von den Römern erbaut, jedoch im Mittelalter erweitert und stark verändert. Während des großen Erdbebens wurde sie weitgehend zerstört, so dass sie erst 1870 im heutigen Stil wieder erbaut werden konnte und eigentlich nur noch sehr wenig an die römischen Baumeister erinnert.
 
Die Burg (Castelo de Tavira) auf der höchsten Stelle Taviras wurde zur Zeit der Mauren erbaut, jedoch im 13. Jahrhundert von König Dinis verstärkt.. Auch die Burg von Tavira wurde durch das Erdbeben zerstört, so dass heute nur noch eine Ruine erhalten ist, die wiederum einen Garten umschließt.
 
Auf dem Weg zur Festung kann man auch die im Jahr 1541 erbaute Kirche Igreja da Misericórdia (Kirche der Barmherzighkeit) entdecken, die 1760 eine vergoldete Kanzel erhielt und sich durch seine hervorragenden glasierten Keramikbilder (Azulejos) auszeichnet. Die Fassade dieser Kirche entstand 1722 und 1723 im sogenannten nationalen Barock Portugals.
 
Im ehemaligen Wasserturm (depósito de água) von Tavira, der nur wenige Schritte von der Burg entfernt liegt, kann man über eine Camera Obscura (cámera obscura) einen ungewöhnlichen Blick über Tavira werfen.
 
Ebenfalls neben der Burgruine liegt auch die Kirche Igreja Santa Maria do Castelo, die auf einer Moschee erbaut wurde und die bekannteste Legende Taviras erinnert, da man im Altarraum die Grabplatten findet, die an Dom Paio Peres Correia und sieben getötete Tempelritter erinnern soll, also an die teilweise sehr blutige Zeit der Reconquista.
 
An der Mündung des Flusses Rio Gilão liegt die alte Markthalle (Mercado Municipal de Tavira) der Stadt, die im 19. Jahrhundert erbaut wurde und seit 1999 wieder einige kleinere Geschäfte und Restaurants beherbergt.
 
Die Strände von Tavira liegen auf der unter Naturschutz stehenden Düne Ilha de Tavira, die Teil des Parque Natural da Ria Formosa ist, und einen nahezu unendlichen, allerdings schattenlosen, Sandstrand bietet, der zwar an zentralen Stellen im Sommer überbevölkert ist, jedoch nach einem Spaziergang von weiteren 15 Minuten menschenleer wird.
 
Wer in Tavira übernachtet, sollte auch einen Blick auf drei Orte werfen, die sich in nächster Nähe befinden, nämlich das Fischerdorf Cabanas und die beiden Orte Santa Luzia, ebenfalls ein früheres Fischerdorf, sowie Barril, wo noch zahlreiche Fischerhütten erhalten sind und ein Miniaturzug verkehrt.